Demenz ist laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) die weltweit am schnellsten um sich greifende Epidemie unserer Zeit, für die es bislang noch keine Heilung gibt. Auf der Suche nach einer erfolgreichen Behandlung gehen Wissenschaftler schon seit Jahren verschiedene Wege. Als Erfolg verheißende Alternative gilt unter anderem eine Impfung. Doch bisherige Tests gingen immer mit starken Nebenwirkungen einher, weshalb sie aus diesem Grunde auch wieder abgesetzt wurden.
Nun vermelden schwedische Mediziner am Stockholmer Karolinka Institut einen Durchbruch bei der Suche um eine erfolgreiche Behandlung der Krankheit Alzheimer. Die Ergebnisse der Studie wurden am 06. Juni 2012 im Fachmagazin "The Lancet Neurology" veröffentlicht.
Die Forscher um Professor Bengt Winblad zeigen in der aktuellen Studie auf, dass der Wirkstoff CAD106 bei 58 Patienten eine Antikörperreaktion gegen Beta-Amyloid auslöste. Die zurzeit gängige Hypothese über die Ursache der Krankheit stützt sich auf das Amyloid-Precursor-Protein (APP). Dieses befindet sich in der äußeren Membran von Nervenzellen. Forscher gehen davon aus, dass es eine entscheidende Rolle bei der Entstehung von Plaques in den Gehirnen von Alzheimer-Kranken spielt.
In der nun veröffentlichten aktuellen Studie wurden 58 schwedischen Patienten mit leichter bis mittelschwerer Alzheimer-Erkrankung drei Jahre lang kleine Mengen Beta-Amyloid gespritzt. Daraufhin produzierten diese über ihre Plasmazellen selbst Antikörper. Diese Antikörper gingen ins Gehirn und lösten dort die Verklumpungen des schädlichen Stoffes auf.
Bei 80 Prozent der an der Studie teilnehmenden Patienten konnte das Fortschreiten der Erkrankung gestoppt werden. Ernste Nebenwirkungen traten dabei bislang nicht auf.
Allerdings hatten Forscher bei Versuchen mit einem anderen Impfstoff AN1792 vor zehn Jahren einen Rückschlag erlitten. So tauchten während der weiteren Testphase bei einigen Versuchsteilnehmern Entzündungen des Gehirns und der Hirnhäute auf.
Das bedeutendste Ergebnis der aktuellen schwedischen Untersuchung ist, dass bei einer Immunisierung mit CAD106 keine Hirnhautentzündung bei den Studienteilnehmern festgestellt werden konnte. Nun muss in weiteren Studien an größeren Patientengruppen geprüft werden, ob der neue Impfstoff tatsächlich keine schweren Nebenwirkungen mit sich bringt und ob sich die Wirkung der jetzigen Behandlungsmethode bestätigt.
Die Mediziner wollten sich noch nicht dazu äußern, wann genau der Impfstoff sämtliche Testphasen bis zur kommerziellen Produktion und flächendeckenden Behandlung erreichen könnte.