Die Pflege von Angehörigen bedeutet erhebliche psychische Belastungen und kann sogar depressiv machen. Das ist eines der Ergebnisse einer Forsa-Umfrage im Auftrag von Compass, der Pflegeberatungsstelle der Privaten Krankenversicherung (PKV).
Im Erhebungszeitraum vom 04. bis 15 Juni 2015 wurden 1.003 Personen mit privater Pflegeerfahrung befragt. Als Grundgesamtheit wurden die in Privathaushalten lebenden deutschsprachigen Personen ab 18 Jahre in Deutschland, die aktuell einen pflegebedürftigen Menschen in ihrem privaten Umfeld pflegen bzw. in der Vergangenheit gepflegt haben herangezogen. Die Ergebnisse stützen sich auf eine repräsentative Zufallsauswahl.
Pflege des Angehörigen ist den meisten ein Bedürfnis
Um eine pflegebedürftige Person kümmern sich insgesamt mehr Frauen (61 Prozent) als Männer (39 Prozent). Knapp die Hälfte der Pflegenden (49 Prozent) ist zwischen 50 und 65 Jahre alt und 22 Prozent der Pflegenden sind bereits über 65 Jahre. Mehr als 80 Prozent der Befragten pflegen ihren Angehörigen ausschließlich daheim. Lediglich 18 Prozent nehmen zur Unterstützung teilstationäre Angebote (Tages- bzw. Nachtpflege) in Anspruch.
Bei der Pflege werden die meisten Befragten durch andere Angehörige, Freunde und/oder einen ambulanten Pflegedienst unterstützt. Der Großteil der Befragten (46 Prozent) pflegt einen eigenen Elternteil, einen anderen Verwandten (16 Prozent), einen Elternteil des Partners (15 Prozent) oder den eigenen Partner (11 Prozent).
58 Prozent der Befragten pflegen die pflegebedürftige Person seit weniger als zwei Jahren. Weit über die Hälfte (63 Prozent) der Befragten gab an, dass ihnen die Übernahme der Pflege ein Bedürfnis und Anliegen war. Gleichzeitig fühlen sich jedoch auch 60 Prozent der Befragten der pflegebedürftigen Person gegenüber verpflichtet, während 16 Prozent der Befragten es der pflegebedürftigen Person versprochen hatten. Hingegen wurden finanzielle Gründe für die Übernahme der Pflege lediglich von 9 Prozent der Befragten angegeben.
Viele pflegende Angehörige fühlen sich mit der Pflege überfordert
Ein Drittel der Befragten gab an, dass die pflegebedürftige Person eine ärztliche Demenz-Diagnose besitzt. Insgesamt fühlen sich 20 Prozent der Befragten häufig und 45 Prozent manchmal mit der Pflege überfordert. Anders sieht es aus, wenn die pflegebedürftige Person eine ärztliche Demenz-Diagnose besitzt. Hier fühlen sich 25 Prozent der Befragten häufig und 53 Prozent manchmal mit der Pflege überfordert.
Die Übernahme der Pflege und die damit einhergehenden Belastungen können die pflegende Person in eine depressive Phase bringen. So bejahte fast jeder dritte Befragte, dass die Pflege ihn selbst in eine depressive Phase gebracht hätte. Bei pflegenden Angehörigen von an Demenz erkrankten Patienten liegt der Anteil bei 40 Prozent.
Viele Pflegende fühlen sich mit der Pflege emotional, körperlich und sozial belastet
Mehr als zwei Drittel der Befragten gaben an, dass sie die Pflege als emotional und psychisch sehr (34 Prozent) oder eher (39 Prozent) belastend empfinden. Die Hälfte der Befragten findet die Pflege als körperlich (zum Beispiel Schlafmangel, Rücken- und Kopfschmerzen, innere Unruhe) sehr (17 Prozent) oder eher (33 Prozent) belastend. Dabei empfinden Frauen mit 56 Prozent die Pflege als körperlich deutlich belastender als Männer mit 41 Prozent.
Mehr als die Hälfte der Befragten empfinden die Pflege als sozial (zum Beispiel wenig Freizeit, Abnahme von Kontakten) sehr (16 Prozent) beziehungsweise eher (36 Prozent) belastend.