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Was Senioren bei Schluckstörungen (Dysphagie) hilft

11. Dez. 2016

Die meisten Menschen nehmen das Schlucken als Selbstverständlichkeit hin. Dies ist nicht weiter verwundernd, da bereits Ungeborene diesen natürlichen Vorgang erlernen. Daher schenken wir dem automatischen Schluckprozess keine große Beachtung. Um die 1.000 Mal am Tag befördern wir Essen, Flüssigkeit oder einfach nur Speichel aus dem Mund in die Speiseröhre.

Tatsächlich aber ist das Schlucken ein komplexer Vorgang, bei dem zahlreiche Muskeln und Nerven zusammenarbeiten müssen. Damit das Schlucken problemlos von statten geht ist zudem ein intakter Speichelfluss wichtig.

Ist dieses System jedoch gestört, können Schluckstörungen das Essen und Trinken erschweren. Unter Umständen können die Auswirkungen einer Schluckstörung sogar lebensbedrohlich werden. So können starke Beschwerden zu falschem Essverhalten oder sogar zur Verweigerung der Nahrungsaufnahme führen. Besonders fatal ist das Verweigern von Getränken, da ein Flüssigkeitsmangel wiederrum zu einer Reduzierung von Speichel führt und letztlich die Schluckbeschwerden verstärkt.

Betroffene verlieren oft die Lust am Essen und Trinken und nehmen infolgedessen häufig zu wenig zu sich. Häufig geht dies mit einem Gewichtsverlust einher, der gerade bei älteren Menschen den Körper anfälliger für Krankheiten macht. Daneben entwickeln diese Personen zumeist auch Rückzugstendenzen. Aus Scham über ihr Leiden schlagen sie Einladungen zu einem Kaffeeklatsch oder Abendessen aus.

Schluckstörungen treten vor allem im Alter häufig auf. Allein in Deutschland sind rund fünf Millionen Menschen hiervon betroffen.

 

Schluckbeschwerden können verschiedene Ursachen haben

Oftmals lässt mit zunehmendem Alter der Durst nach. Dadurch können die Schleimhäute austrocknen, das Schlucken fällt schwerer. Verletzungen oder Entzündungen, in seltenen Fällen auch Tumore im Mund- oder Rachenraum oder der Speiseröhre können dazu führen, dass das Schlucken schwerer fällt. Weiterhin können neurologische Krankheiten, wie Parkinson, eine Demenz aber auch ein Schlaganfall den Schluckreflex stören. Daneben kann der Schluckprozess auch durch eine Vergrößerung der Schilddrüse (Struma) gestört werden. Hingegen können Ausstülpungen der Speiseröhre (Ösophagusdivertikel) zu einem Fremdkörpergefühl im Hals führen. Aber auch bestimmte Medikamente, wie beispielsweise Psychopharmaka, können Schluckbeschwerden begünstigen.

 

Schluckstörungen umgehend abklären lassen

Grundsätzlich gehört eine Schluckstörung in ärztliche und/oder therapeutische Behandlung. Leider bemerken Betroffene diese erst spät, da sie ihr Essverhalten unbewusst anpassen. Sobald aber einem eine Dysphagie bewusst wird, sollte diese von einem Arzt untersucht werden. Zudem können Probleme beim Schlucken auch Anzeichen für eine Behandlungsbedürftige Krankheit sein.

Bei der Therapie von Schluckstörungen geht es zunächst einmal darum, die Grunderkrankung zu behandeln. Mit dieser können in einigen Fällen auch die Schluckprobleme wieder verschwinden. Entsprechend der großen Bandbreite an möglichen Auslösern können Ärzte, Logopäden, Ernährungstherapeuten oder Pflegepersonal an der Behandlung beteiligt sein.

 

Schlucktraining: Schlucken wieder lernen

Bei der Schlucktherapie lernen Patienten, das Zusammenspiel der einzelnen Muskeln beim Schluckvorgang wieder zu verbessern. Vor allem bei neurologischen Ursachen ist dies wichtig. Also zum Beispiel bei Parkinson oder nach einem Schlaganfall. Die Therapeuten vermitteln dabei bestimmte Kopfbewegungen und Körperhaltungen, die das Schlucken erleichtern. Ferner werden bestimmte Muskeln gezielt trainiert. Dies alles kann dazu beitragen, das das Schlucken wieder zu einem selbstverständlichen Vorgang wird.

 

Doch man kann auch selbst einiges tun, um die Beschwerden zu reduzieren

Ausschlaggebend für das Essen ist zunächst die Sitzposition. So erleichtert eine aufrechte Sitzhaltung mit leicht nach vorne gebeugtem Kopf den Schluckprozess. Je besser der Betroffene sich auf das Essen und den Schluckvorgang konzentriert und je mehr Ruhe beim Essen vorherrscht, umso weniger besteht die Gefahr des Verschluckens. Ferner benötigen Menschen mit Schluckstörungen mehr Zeit zum Essen. Betroffene sollten möglichst langsam essen und trinken. Und auch noch nach dem Essen sollte dem Patienten noch genügend Zeit gegeben werden, bis wirklich auch der letzte Bissen komplett geschluckt wurde.

 

Lust am Essen

Ganz wichtig ist es, Menschen mit Schluckproblemen, die Lust am Essen wieder näher zu bringen. Doch häufig fällt es den Angehörigen schwer, ältere Menschen mit solchen Beschwerden zum Essen zu motivieren. Hilfreich ist es durchaus, wenn die betroffene Person bei der Zubereitung der Mahlzeit mitwirkt. So kann der gemeinsame Kochprozess durchaus wahre Wunder bewirken.

 

Wie sollten die Speisen zubereitet sein?

Ein ganz wichtiger Faktor spielt die Konsistenz der Nahrung. Der wohl wichtigste Punkt bei Schluckbeschwerden ist, dass die Speisen weich sein müssen. Besonders geeignet ist hierbei passierte Kost. Allerdings muss darauf geachtet werden, dass die Nahrung weder zu flüssig noch zu trocken ist. Ist sie zu flüssig läuft sie entweder aus dem Mund oder zu schnell in den Rachen, was ein Verschlucken auslösen kann. Ist sie hingegen zu trocken, können Hustenreize ausgelöst werden.

Empfohlen werden Speisen, die sich leicht verarbeiten lassen. Gut geeignet sind beispielsweise gegartes Gemüse (eher schlecht sind hier jedoch Spargel, Kohlgemüse und Brechbohnen), geschältes und entkerntes Obst, die meisten Milchprodukte und faserarmes Fleisch, wie zum Beispiel Hühnchen.

Bei der Zubereitung kommt es dann vor allem darauf an, dass die zubereiteten, passierten Speisen eine ähnliche Konsistenz haben. Diese sollte zudem appetitanregend angerichtet werden. Gerade bei Personen, die nicht mehr genügend Nahrung zu sich nehmen, gilt der Grundsatz: „Das Auge isst mit“. So animiert ein appetitlich angerichtetes Menü eher zum Zugreifen als ein lieblos zubereitetes Gericht.

Je nach Schwere der Erkrankung wird die Nahrung entweder nur zerdrückt, klein geschnitten, geraspelt, breiig gekocht oder püriert serviert. Bei manchen Speisen wird es nötig sein, diese mit Wasser zu verdünnen, während andere eventuell mit entsprechenden Mitteln angedickt werden müssen.

Ein wesentlicher Punkt spielt die Temperatur der Speisen. Da bei den meisten Menschen mit Schluckbeschwerden das Temperaturempfinden oftmals empfindlich gestört ist, sollten die Mahlzeiten nie heiß serviert werden, sondern vielmehr um die 40 Grad aufweisen.

 

Tricks, um die Mahlzeiten genussvoller zu gestalten

Neben einem frisch zubereiteten Essen, welches mit Kräutern gewürzt wurde, sollten die Zutaten getrennt püriert und nicht miteinander gemischt werden. So bleiben die einzelnen Farben erhalten und das Essen sieht ansprechender aus. Eine wesentliche Rolle kommt daher der Optik der gebotenen Speisen zu. Denn es soll ja Freude und Spaß bereiten, trotz der Schluckbeschwerden etwas Leckeres und optisch ansprechendes Essen zu genießen. Daneben sorgt ein schön angerichteter Esstisch für eine entsprechende angenehme Atmosphäre.

 

Was sollte noch beachtet werden?

Im Allgemeinen ist der Energiebedarf bei Senioren vermindert. Um keine Mangelernährung entstehen zu lassen, ist daher eine ausgewogene, energie- und nährstoffreiche Ernährung notwendig. Deshalb sollten hochkalorische, energiereiche Speisen und Zwischenmahlzeiten angeboten werden. Bei einer bereits bestehenden Mangelernährung sollten Püree-Menüs mit lebenswichtigen Vitalstoffen angereichert und angeboten werden. Daneben sollte auf ungeeignete Nahrungsmittel, wie beispielsweise Körnerbrot, Rohkostsalate, Reis, krümelige und trockene Speisen) komplett verzichtet werden. Geeignete Nahrungsmittel sind von der Konsistenz her glatt und gleitfähig.

Und zu guter Letzt sollten nur kleine Portionen gereicht werden. Um ein Gespür hierfür zu erhalten, bietet es sich an, anstatt mit einem Suppenlöffel mit einem Teelöffel zu essen.