Ein kurzer Steckbrief zur Schilddrüse lautet: Schmetterlingsförmig, zehn bis zwanzig Gramm schwer und lebenswichtig. Das kleine Organ produziert Thyroxin. Dieses wichtigste Schilddrüsenhormon beeinflusst zahlreiche Körperfunktionen und hält den Stoffwechsel im Gleichgewicht.
Wird zu wenig Thyroxin produziert können unterschiedliche Gesundheitsprobleme auftreten. Die Anzeichen reichen von kalten Händen bis hin zu körperlicher Abgeschlagenheit, Konzentrationsstörungen und depressiven Verstimmungen. Häufig bestimmen Hausärzte, im Rahmen einer Routineuntersuchung, den TSH-Wert im Blut. Dabei steht die Abkürzung TSH für Thyreoidea-stimulierendes Hormon, welches auch Thyreotropin genannt wird.
Meist wird bei der Blutuntersuchung zufällig festgestellt, dass die Schilddrüse grundsätzlich noch genug Schilddrüsenhormon in ausreichender Menge produziert, dass aber der TSH-Wert leicht erhöht ist. Allerdings kann eine einzelne Blutuntersuchung irreführend sein, da die Werte im Tagesverlauf starken Schwankungen unterworfen sind. Aus diesem Grunde wird ein zweiter Test im Abstand von zwei bis drei Monaten zur selben Tageszeit vorgenommen. Aber erst wenn bei beiden Messungen die TSH-Werte leicht erhöht sind, das Schilddrüsenhormon Thyroxin jedoch im Normalbereich liegt, wird von einer latenten Schilddrüsenunterfunktion gesprochen.
Alterdings herrscht bei den Experten keine Einigkeit darüber, ab wann der TSH-Wert als erhöht angesehen werden sollte. So ist für manche Fachleute bereits ein TSH-Wert von über 2,5 Milli-Einheiten pro Liter (mU/L), für andere erst ein Wert von über 4 bis 5 mU/L, auffällig.
Generell ist eine leichte Erhöhung des TSH-Wertes kein verlässliches Symptom für eine latente Schilddrüsenunterfunktion. Im Laufe eines Tages steigt er normalerweise an und erreicht seinen höchsten Wert um Mitternacht. Aber auch nach einer körperlichen Anstrengung kann er ansteigen. Bei einer Erkrankung sinkt der TSH-Wert zunächst ab, um einige Tage danach wieder anzusteigen. Ebenfalls unterdrücken einige Medikamente die Schilddrüsenfunktion. Auch hier kommt es sodann zu einem Anstieg des TSH-Wertes. Und auch Psychopharmaka, als auch starkes Übergewicht, beeinflussen den Wert. Infolgedessen handelt es sich bei dem TSH-Wert nicht um eine feste Größe. Er kann sich innerhalb von Minuten ändern und ist zudem altersabhängig. So fällt der TSH-Wert bei Kindern und Jugendlichen sowie älteren Personen meist höher aus. Aus diesen Gründen ist der TSH-Wert nur eingeschränkt verlässlich.
Und höher bedeutet nicht unbedingt, dass die Schilddrüsenunterfunktion sofort behandelt werden muss. Denn nicht immer steckt ein krankhafter Befund dahinter. Diese Zurückhaltung wurde nun durch eine neue wissenschaftliche Untersuchung bestätigt. Bei Erwachsenen sollte der TSH-Wert zwischen 0,4 und 4,0 mU/L liegen. Bei älteren Menschen ab 65 Jahren fällt der TSH-Wert meist etwas höher aus. Wie die TRUST-Studie zeigte, normalisierten sich leicht erhöhte TSH-Werte bis 7mU/L häufig spontan. Nichtsdestoweniger sollten ältere Patienten leicht erhöhte Werte nach zwei bis drei Monaten nachkontrollieren lassen.
Sollte letztendlich eine latente Schilddrüsenunterfunktion vom Arzt diagnostiziert werden, kann diese durch die tägliche Einnahme einer Hormontablette behandelt werden.
Liegt der TSH-Wert jedoch bei 10 mU/L oder höher, besteht mitunter ein erhöhtes Risiko für Stoffwechselstörungen, kardiovaskuläre Ereignisse sowie eine beeinträchtigte Lebensqualität. Sofern die Pateinten bereits an anderen Erkrankungen wie Bluthochdruck, Übergewicht, einer koronaren Herzkrankheit oder Diabetes leiden, ist ab diesem Wert eine Schilddrüsenhormonsubstitution angezeigt.