Gegenwärtig leben in Deutschland fast 1,6 Millionen Menschen Demenzkranke. Rund zwei Drittel von ihnen sind von der Alzheimer Krankheit betroffen. Etwa 300.000 Neuerkrankungen kommen jedes Jahr hinzu.
Oftmals sind wir über die Auswirkungen der Erkrankung auf die Betroffenen und ihre Angehörigen erschüttert. Doch letztlich ist unser Blick zu starr auf die Krankheit und auf ihren schicksalhaften Verlauf gerichtet. Da stellt sich den Betroffenen schnell die Frage, ob Heiterkeit und Humor in solch schwierigen Situationen noch Platz haben. Kann man und darf man überhaupt noch bei einem so gewichtigen Thema noch lachen? Zahlreiche Experten bejahen dies eindeutig und meinen, dass man sogar lachen muss! Lachen ist nicht nur gesund, sondern häufig die beste Medizin.
Humor hilft, schwierige und belastende Situationen im Alltag leichter zu bewältigen. Im zwischenmenschlichen Umgang können kritische Zustände leichter entschärft werden. Und mit einer Portion Humor kann man alles ein bisschen leichter nehmen, selbst dann, wenn die Situation alles andere als zum Lachen ist. Aus Studien geht hervor, dass sich Humor auf die körperliche und psychische Genesung unterstützend auswirkt. Das Immunsystem wird gestärkt, Selbstvertrauen und Selbständigkeit gefördert, Schmerzen gelindert, Angst, Panik Aggression und depressive Verstimmung verringert. Letztendich trägt Humor zu einem gesunden Leben bei.
Nicht vergessen werden darf „Humor ist keine Gabe des Geistes, Humor ist eine Gabe des Herzens“ – Zitat von Ludwig Börne. Das Gespür für Humor bleibt auch bei Demenzkranken für lange Zeit erhalten, denn Gefühle werden nicht dement. Auch Demenzkranke können über lustige Situationen und Sprüche herzhaft lachen – selbst dann, wenn wir dachten, dass sie die Situation oder den Witz gar nicht verstanden hätten!
Allerdings kann Humor bei auftretenden Konfliktsituationen auch verschärfend wirken und Distanz schaffen. Insbesondere dann, wenn es nicht gelingt miteinander zu lachen. Ansonsten nämlich kann sich der Demenzkranke auch ausgegrenzt und verletzt fühlen. Keineswegs darf beim Betroffenen das Gefühl aufkommen, dass über ihn gelacht wird. Schwierige Alltagssituationen lassen sich mit einem Lachen, auf herzhafter, motivierender oder spielerischer Art entschärfen - erfordern aber dennoch ein behutsames Vorgehen. Humor darf nicht verletzen, sollte vielmehr authentisch, wohlwollend, konstruktiv und dezent erfolgen.
Zu guter Letzt sollten sich Angehörige und Pflegekräfte selber dazu zu bringen, nicht alles so tragisch und ernst zu nehmen und vor Augen führen, dass nicht der andere einen aggressiv macht, sondern dass man auf das Verhalten des anderen aggressiv reagiert.
Bei auftretenden Stresssituationen sollte man sich fragen, ob es einem hilft, wenn man sich aufregt und ob man überhaupt Stress-Reaktionen auslösen möchte. Oftmals hilft es aber auch, wenn man sich fragt, ob die Situation komisch wirken würde, wenn man nicht selbst beteiligt wäre oder wie man die Lage einem Kind erklären würde. Würden wir die Situation auch so ernsthaft betrachten, wenn wir selber nur noch eine begrenzte Zeit zu leben hätten oder können wir uns vorstellen, über die Vorkommnisse in einigen Tagen bereits zu lachen? Falls ja, warum lachen wir dann nicht gleich?