Arzneien dienen der Prävention, Linderung oder Heilung von Krankheiten. Auf viele Medikamente können und wollen wir nicht verzichten. Doch neben den oft lebensrettenden Nutzen können Arzneimittel auch schaden. Inzwischen gibt es in Deutschland mehr Medikamentenabhängige als Alkoholabhängige.
Von einem Missbrauch wird dann gesprochen, wenn Arzneimittel zum Erreichen eines bestimmten Befindens eingesetzt werden, ohne das eine medizinische Notwendigkeit besteht oder wenn Mittel in unangemessener hoher Dosierung und über einen längeren - nicht notwendigen Zeitraum - eingenommen werden.
Für viele Menschen gehören Medikamente zum Alltag. Doch ist das Risiko groß, durch die regelmäßige Einnahme süchtig und damit abhängig zu werden. Nach einer neuen Studie sind hierzulande fast zwei Millionen Bürger von bestimmten Medikamenten abhängig.
Von Schmerzmitteln sind etwa 1,6 Millionen Menschen und von Schlaf- und Beruhigungsmitteln etwa 361.000 Menschen abhängig. Dies geht aus hochgerechneten Zahlen des noch nicht veröffentlichten Epidemiologischen Suchtsurveys (ESA) des IFT Instituts für Therapieforschung in München für 2018 hervor.
Demzufolge sind bei diesen beiden Medikamentengruppen jüngere Frauen zwischen 18 und 20 Jahren auffallend häufiger abhängig als Männer. Doch mit zunehmendem Alter wird eine Medikamentenabhängigkeit beim männlichen Geschlecht dann eher häufiger, beim weiblichen Geschlecht eher seltener.
Die volkswirtschaftlichen Folgekosten von Medikamentensucht werden vom Bundesgesundheitsministerium auf 14 Milliarden Euro geschätzt. Da ist es nicht verwundernd, dass die Bundesregierung aufgefordert ist, endlich eine ernsthafte Strategie gegen den Missbrauch von illegalen und legalen Arzneien zu entwickeln.
Im jährlich erscheinenden Arzneiverordnungs-Report des Wissenschaftlichen Institutes der AOK werden die Medikamente aufgelistet, die durch die gesetzlichen Krankenkassen verordnet werden. Danach nehmen rund 40 Prozent der Frauen und 29 Prozent der Männer hierzulande täglich mindestens ein Medikament ein. Im Durchschnitt werden jedes Jahr rund 730 Millionen Rezepte ausgestellt. Zu den zehn am häufigsten verschriebenen Arzneimittel zählen:
- Ibuprofen
Ibuprofen ist ein Arzneimittel aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika. Es wird zur Behandlung von Schmerzen, Entzündungen und Fieber eingesetzt. Ähnlich wie Kortison hemmt es Entzündungen, enthält aber kein Kortison.
- Levothyroxin-Natrium
Das Hormon Thyroxin ist wichtig für den Energiestoffwechsel des Körpers. Wenn die Schilddrüse nicht in ausreichender Menge ausschüttet, leiden die Betroffenen unter Müdigkeit, Schwäche oder depressiver Verstimmung. In der Regel muss daher das Hormon lebenslang eingenommen werden.
- Pantoprazol
Pantoprazol ist ein Protonenpumpenhemmer und ein wichtiger Wirkstoff gegen Sodbrennen und Magengeschwüre. Das Magenschutzmittel verhindert die Bildung von Säure und erhöht den pH-Wert im Magen. Pantoprazol kann bei der Herstellung des Gleichgewichts zwischen Schleimhaut und Magensäure nützlich sein.
- Metamizol-Natrium
Matamizol ist ein Schmerzmittel und Fiebersenker aus der Gruppe der nichtsauren Nichtopioid-Analgetika. Es wird bei starken Schmerzen, Krämpfen und ebenso bei der Behandlung von OP-Schmerzen eingesetzt.
- Ramipril
Ramipril ist ein Arzneistoff der Gruppe der ACE-Hemmer. Es wird zur Behandlung der arteriellen Hypertonie (Bluthochdruck), der Herzinsuffizienz und zur Vorbeugung gegen einen Herzinfarkt eingesetzt.
- Metoprolol
Metroprolol ist ein Betablocker und gehört zu den wichtigsten Arzneistoffen zur Behandlung des Bluthochdrucks, der koronaren Herzkrankheit, von Herzrhythmusstörungen und zur Akutbehandlung des Herzinfarktes. Des Weiteren kommt es bei der Migräneprophylaxe zum Einsatz.
- Bisoprolol
Bisoprolol gehört wie Metoprolol zur Gruppe der Betablocker. Es wird zur Behandlung des Bluthochdrucks, der Angina Pectoris und chronischer Herzinsuffizienz eingesetzt.
- Simvastatin
Simvastatin ist ein wichtiges Medikament bei erhöhten Cholesterinwerten. Die Arznei wird bei Angina Pectoris, bei der es zu einem anfallsartigen Schmerz in der Brust, ausgelöst durch eine vorübergehende Durchblutungsstörung des Herzens, oder nach einem Herzinfarkt verordnet, um weitere Komplikationen vom Patienten abzuwenden.
- Amlodipin
Amlodipin ist ein lang wirksames blutdrucksendes Arzneimittel aus der Gruppe der Kalziumkanalblocker. Es wird zur Behandlung von Bluthochdruck, koronarer Herzkrankheit, Herzrhythmusstörungen und zur Blutdrucksenkung verwendet.
- Diclofenac
Diclofenac wirkt schmerzstillend und entzündungshemmend und hilft bei Prellungen oder Arthritis. Aufgrund seiner entzündungshemmenden Wirkung wird es auch zur Rheumatherapie eingesetzt.
Vergangenes Jahr ist eine Neuregelung in Kraft getreten, wonach ohne Rezept erhältliche Schmerzmittel einen Warnhinweis bekommen müssen. Auf der Außenpackung muss folgende Information aufgedruckt werden: „Bei Schmerzen oder Fieber ohne ärztlichen Rat nicht länger anwenden als in der Packungsbeilage vorgegeben!“. Hierdurch sollen Nebenwirkungen wie Schlaganfälle, Magenblutungen oder Nierenschäden vermieden werden.
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