Osteopathie (griechisch osteon: Knochen, pathos: leiden) ist in aller Munde. Sie ist eine relativ junge sanfte manuelle Therapieform die nur mit den Händen ausgeführt wird und in Deutschland bereits viele Anhänger gefunden hat.
Ihre Wurzeln liegen in Amerika und gehen auf den US-amerikanischen Arzt Dr. Andrew Tylor Still (1828 – 1917) zurück. Er prägte 1885 auch den Begriff ostopathy. Mit genauen Kenntnissen von Bau und Funktion des menschlichen Körpers und seinem außerordentlichen Verständnis für die ganzheitliche Einheit des Menschen, entwickelte der Gründervater der Osteopathie eine Methode, die es ihm erlaubte allein durch den Einsatz seiner Hände Selbstheilungsprozesse im Organismus seiner Patienten auszulösen.
Selbstheilungsprozesse durch gezielte Berührung fördern
Dabei umfasst der osteopathische Therapieansatz – anders als es der Wortstamm vermuten lässt – nicht nur die Knochen, sondern alle Gewebe und Organe des menschlichen Körpers. Unser Organismus besteht aus unzähligen Strukturen, die alle entweder direkt oder indirekt miteinander zusammenhängen. Dieser Zusammenhang wird über Faszien hergestellt. Hierunter versteht man dünne Bindegewebshüllen, die jede Struktur umgeben und gemeinsam eine große Körperfaszie bilden.
Diese Faszien sind für die Osteopathie von großer Bedeutung. Denn folgt der Osteopath mit seinen Händen einer solchen, gelangt er so von einer Körperstruktur zur nächsten. Das Ziel der osteopathischen Behandlung besteht nun darin, Funktions- und Bewegungseinschränkungen im Körper zu finden und zu beseitigen. Infolgedessen lässt sich das natürliche Gleichgewicht wieder herstellen und die Selbstheilungsprozesse des menschlichen Körpers werden hierdurch wiederum aktiviert.
Demzufolge behandelt die Osteopathie keine Krankheiten im eigentlichen Sinne sondern vielmehr Bewegungs- und Funktionsstörungen des Organismus.
Den Körper ins Gleichgewicht bringen
Gesundheit ist kein Ziel sondern eine Art Gleichgewicht, welches unser Körper erhalten möchte. Diesen Gleichgewichtszustand aufrecht zu erhalten ist jedoch nicht ganz so einfach, da unser Organismus ständig inneren und äußeren Einflüssen ausgesetzt ist. So kann beispielsweise durch Unfälle, Operationen und psychischen Belastungen das Gleichgewicht auf physiologischer Ebene gestört werden, was letztlich zu Funktionsstörungen führt. Diese Funktionsstörungen werden vom Körper zunächst durch Schonhaltungen und andere Kompensationsmechanismen ausgeglichen. Irgendwann aber stößt seine Anpassungsfähigkeit an Grenzen und es reicht schon ein kleiner physischer oder psychischer Einfluss, um starke Reaktionen wie Verkrampfungen, Blockaden und damit Schmerzen hervorzurufen.
Früher oder später kann eine solche Funktionsstörung die Struktur schädigen. Daher wird ein Osteopath stets versuchen Bewegungseinschränkungen zu lösen. So unterstützt er die Selbstheilungskräfte des Körpers, die sich sodann voll entfalten können. Mehr vermag ein Osteopath nicht leisten. Heilen kann sich unser Körper nur selbst.
Die Fähigkeit unseres Körpers, Gesundheit zu halten (Homöstase) oder bei Erkrankung wieder zu erlangen, verdanken wir seinen Selbstheilungskräften. Diese zeigen sich zum Beispiel wenn ein Knochen nach einem Bruch wieder zusammenwächst, wenn gerinnendes Blut eine Wunde verschließt oder Bakterien bei Entzündungen abgewehrt werden.
Altersbedingte Einschränkungen
Doch mit zunehmendem Alter verliert der Körper an Selbstheilungskräften. So nehmen Widerstandsfähigkeit und Anpassungsfähigkeit ab. Dennoch muss man seine Beschwerden auch mit fortgeschrittenem Alter nicht als gegeben hinnehmen und sich damit abfinden, dass man bis an sein Lebensende Schmerzmitteln schlucken muss. Denn sie können nur die Beschwerden unterdrücken, nicht aber die Ursache heilen.
Alles hinterlässt Spuren, so auch das Alter. Es entstehen Beschwerden die durch den Verlust der Regenerationsfähigkeit, durch Bewegungsmangel und Veränderungen als Folge von mangelnder Blutzirkulation hervorgerufen werden. So können altersbedingte Veränderungen des Bewegungsapparates auftreten wie Schulter- und Rückenleiden, Arthrosen sowie Verkürzungen von Bändern, Muskeln und Sehnen als auch Veränderungen infolge von Osteoporose. Aber auch ein verringerter Stoffwechsel kann zu Verdauungsproblemen und Verstopfung führen.
Anwendungsgebiete
- Akute und chronische Erkrankungen des Skelett-Muskelsystems
- Altersbedingte Einschränkung der Mobilität wie Steifheit
- Mangelnde Beweglichkeit im Bewegungsapparat (Schulter, Wirbelsäule, Becken)
- Rückenschmerzen
- Degenerative Erkrankungen der Wirbelsäule
- Degenerative Erkrankungen des Bewegungsapparates (Arthrose / Arthritis)
- Schmerzen nach einer Hüft- oder Knieprothesenoperation
- Verklebungen nach Operationen
- Magen-Darm-Beschwerden (Verdauungsprobleme / Stoffwechselstörungen)
- Schlafstörungen, Nervosität und Unruhe
- Kopfschmerzen
- Schwindel
- Mangelnde Vitalität
- Störungen des Immunsystems
- Sensibilitätsabnahme
Ziel der Osteopathie
Um die Lebensqualität zu erhalten rückt bei älteren Patienten die Erhaltung der Mobilität im Bewegungsapparat an erste Stelle. Zwar lassen sich degenerative Veränderungen leider nicht wieder ungeschehen machen, wohl aber können auftretende Symptome oftmals sehr wohl gelindert werden. Vielfach können Verspannungen, die sich über Jahre hinweg manifestiert haben, durch Mobilisierung der Gelenke gelöst werden und strukturell bedingte Schmerzen lassen sich mindern. Bekanntermaßen reagieren ältere Menschen sehr gut auf die therapeutische manuelle Berührung.
Kosten
In Deutschland übernehmen seit dem 01. Januar 2012 einige der gesetzlichen Krankenkassen einen Teil der Behandlungskosten. Nicht zuletzt aufgrund der vielen nachgewiesenen Heilerfolge und der wachsenden Popularität gehören osteopathische Behandlungen heutzutage zu den gefragtesten Zusatzleistungen. Als generelle Voraussetzung für eine Kostenübernahme sind eine formlose ärztliche Bescheinigung über die Notwendigkeit der osteopathischen Behandlung / Überweisung und eine anerkannte berufliche Qualifikation des Osteopathen. Hier reicht im Allgemeinen die Mitgliedschaft in einem der anerkannten Berufsverbände für Osteopathen aus.
Hingegen übernehmen die meisten privaten Krankenkassen die Kosten für osteopathische Leistungen.
Abgerechnet werden die erbrachten Leistungen nach den eigenen berufsständischen Gebührenordnungen. Für eine Sitzung mit ausführlicher Anamnese, Untersuchung und Behandlung mit verschiedenen osteopathischen Techniken liegen die Kosten zwischen 60 und 150 EUR.