Ein Mann ohne Bauch ist ein Krüppel. Wer kennt diese Aussage nicht? Galt in den 50er-Jahren noch das Bild des "sympathischen Dicken", mit dem man Lebensfreude und Gemütlichkeit verband, hat sich die Körperfülle inzwischen ins Gegenteil verkehrt. Denn solche Weisheiten stammen noch aus Zeiten, als die Wissenschaft den Zusammenhang von Bauchfett und Krankheiten noch nicht kannte.
Doch heutzutage weiß die Wissenschaft, dass ein dicker Bauch, egal ob bei Mann oder Frau – jung wie alt, nicht nur ungesund ist, sondern viele und schwere Krankheiten fördern kann.
Mittlerweile gibt es auf dem Globus mehr übergewichtige als hungernde Menschen. Von den rund sieben Milliarden Erdenbewohnern ist bereits über eine Milliarde deutlich zu dick. Die Gründe hierfür sind insbesondere: zu fettes Essen, zu wenig Bewegung und zu viel Alkohol.
Zwar schaden ein paar Pfunde mehr nicht. So meinen Forscher der Universität von Westaustralien auch, dass Senioren ruhig etwas mehr Gewicht auf die Waage bringen dürften. Und ihre beruhigende Botschaft lautet: Über 70-jährige mit ein paar extra Pfunden lebten länger als Gleichaltrige normalgewichtige. Doch die Erkenntnisse aus dem fernen Australien sind noch lange kein Freibrief zum Schlemmen.
Denn wenn sich der Wohlstandsspeck am Bauch ansammelt, hat das fatale Folgen für die Gesundheit. Denn nach wie vor gilt: Dick ist nicht gleich dick! Entscheidend für die Gesundheit ist, wo es sitzt. Ein paar Pfunde zu viel an Po und Beine sind nicht so gefährlich wie zu viel Wohlstandsspeck am Bauch. Hier können die überflüssigen Pfunde richtig gefährlich sein. Und das gemeine ist, dass selbst normalgewichtige Menschen gefährdet sind.
Bisher konnte man vor allem durch die Bestimmung des BMI (Body-Mass-Index) erkennen, wie sich das eigene Gewicht auf die Gesundheit auswirkt. Neuerdings sind die Experten jedoch der Meinung, dass neben dem BMI auch der Bauchumfang eine weitere entscheidende Größe ist, um das Gesundheitsrisiko einzuschätzen.
Der einfachste Weg um zu erkennen, wie gefährdet man ist, erfährt man über das gute alte Maßband. Je mehr Zentimeter es zählt, desto größer ist die Gefahr für die Gesundheit. Dabei birgt ein Bauchumfang von über 80 Zentimetern bei Frauen und von über 94 Zentimetern bei Männern bereits ein erhöhtes Risiko und richtig bedrohlich wird es bei Frauen ab 88 Zentimetern und bei Männern ab 102 Zentimetern.
Warum ist Fett am Bauch gefährlicher als an anderen Körperstellen? Ein großer Bauchumfang ist in der Regel ein Hinweis auf vermehrtes inneres Bauchfett. Dieses Fett liegt im Bauchraum um die inneren Organe herum und hat eine andere Zusammensetzung als beispielsweise die Fettpolster an den Oberschenkeln oder am Gesäß.
Weil das Fettgewebe eine hohe Aktivität des Stoffwechsels (Metabolismus) hat, produziert es Signalstoffe und setzt schlechte Fettsäuren frei. Diese schädigen Blutgefäße und fördern Entzündungen. Die typischen Folgen der Fettleibigkeit rund um den Nabel sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Bluthochdruck, Herzinfarkte oder Schlaganfälle, aber auch Neigungen zu Gicht und ein höheres Krebsrisiko. Außerdem hemmt das Bauchfett die Produktion von Adiponektin. Dieses Hormon ist für die Regulierung von Insulin zuständig. Ist die Konzentration von Adiponektin in den Fettzellen zu gering, steigt auch die Gefahr von Diabetes Typ 2.
Kurzum: Der Wohlstandsbauch ist der klassische Einstieg ins sogenannte Metabolische Syndrom. Unter einem Syndrom versteht man das Zusammentreffen mehrerer Symptome, die zusammen eine Erkrankungsform bilden.
Wer seine Pfunde nicht purzeln lässt, läuft Gefahr, dass Herz und Gefäße schwer geschädigt werden. Doch es gibt auch eine gute Nachricht: So lässt sich das Fett am Bauch schneller wieder loswerden als anderswo. Zwar gibt es keine spezielle „Bauch-weg-Diät“, doch in der Regel greift der Körper beim Abnehmen zuerst auf die krankmachenden Fettreserven am Bauch zurück. Schon fünf bis zehn Kilogramm weniger auf der Waage senken das Gesundheitsrisiko nachweisbar.
Nimmt der Übergewichtige ab, schrumpft der Wohlstandsbauch und damit bekommt er auch seine Risikofaktoren wieder in den Griff. Das Konzept dafür ist jedem bekannt: viel bewegen und ausgewogen ernähren.
Nützliche und weitergehende Informationen rund um das Thema finden Betroffene und Angehörige unter www.adipositas.org.