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Krimineller Besuch | Trickbetrüger und deren Machenschaften

01. Aug. 2012

Senioren werden immer häufiger zu Opfern von Trickbetrügern. Sie geben sich an der Wohnungstür als Vertreter von Telefonanbietern und Versicherungen aus, als Handwerker, Polizisten, Teppichverkäufer oder Staubsaugervertreter, möchten eine angeblich wichtige Nachricht für einen Nachbarn hinterlassen oder brauchen als vermeintlich Schwangere dringend Hilfe.

Der Ideenreichtum der Kriminellen, die es insbesondere auf das Eigentum meist älterer Menschen abgesehen haben, kennt keine Grenzen. Fast täglich werden Senioren bundesweit zu Opfern arglistiger wie redegewandter Täter, denen sie mit erschreckender Arglosigkeit begegnen.

Da Senioren oft alleine wohnen und sich über jede Abwechslung durch menschlichen Kontakt freuen, suchen sich die Täter meist diese Altersgruppe als Opfer aus. Dabei ist es unerheblich, ob die Gauner den telefonischen Kontakt suchen oder persönlich an der Haus- bzw. Wohnungstür erscheinen.

Die Täter nutzen den Überraschungseffekt, nutzen ihre gute Gesprächstaktik und verfügen über eine gute Menschenkenntnis. Freundlichkeit, Höflichkeit  und ein gepflegtes Äußeres zeichnet die Täter aus. Und mit ihrer psychologisch geschickten Gesprächsführung fällt es ihnen leicht, Vertrauen zu erwecken.

Mit alten Maschen versuchen es die Trickbetrüger immer wieder aufs Neue. Die am häufigsten benutzten Praktiken sind:

 

Der Enkel-Trick

Mit dem Enkel- oder Neffentrick geben sich Trickbetrüger gegenüber älteren und/oder hilflosen Personen als deren nahe Verwandte aus, um unter Vorspiegelung falscher Tatsachen an deren Bargeld oder sonstige Vermögensgegenstände zu gelangen.

Dabei suchen sie zunächst in Telefonbüchern nach älter klingenden Vornamen, wie zum Beispiel Hildegard oder Adolph und erfahren aus dem Telefonbuch gleichzeitig die Adresse. Gleichfalls erfahren sie durch die Anschrift, ob die Personen in sozialschwachen oder in sozialstärkeren Bereichen wohnen.

Meistens melden sich die Täter telefonisch und eröffnen ihren Anruf mit: "Rate mal, wer gerade anruft?", um auf diese Weise an den Namen in der Verwandtschaft des späteren Opfers zu gelangen. Anschließend geben sich die Anrufer vorzugsweise als Enkel oder andere nahe Verwandte aus. In geschickter Art und Weise erzählen sie von einem Vorfall und damit verbundener plötzlicher Geldnot. Als Gründe für die Geldnot werden oft schwierige Umstände wie ein Unfall, überfällige Rechnungen oder auch der Kauf eines Autos genannt.

Das potenzielle Opfer soll aushelfen und unter Druck ("Ich bin doch dein Lieblingsneffe, hab Dich früher immer besucht") willigen diese ein und treffen sich, weil der Anrufer nicht selbst kommen kann, mit einem angeblichen Freund. Wenn dann der Komplize, der vom vermeintlichen Enkel geschickt wurde, um das Geld abzuholen, dann später tatsächlich vor der Tür steht, haben Angerufene ihm teils hohe Summen ausgehändigt. Bisweilen werden die Opfer auch dazu gedrängt, das dringend benötigte Geld auf ein ausländisches Konto zu überweisen.

 

Der Bekannten-Trick

Beim Bekanntentrick lauern die Täter den Opfern auf der Straße, aber auch an der Wohnungstür auf. Sie geben sich dann als sonstige Verwandte, Bekannte, frühere Arbeitskollegen usw. aus. Oft heißt es: "Wir waren zusammen in der Klinik", "Ich kenne Sie aus der Kur", "Ich kenne Sie aus der früheren Arbeitsstelle", "Ihr verstorbener Mann kannte meinen Vater" und dergleichen.

Die angeblichen Bekannten führen ein nettes Gespräch und hoffen auf eine Einladung in die Wohnung des potenziellen Opfers. Meist erinnern sich die älteren Menschen nicht an die vorgegaukelten Personen, zweifeln aber aufgrund der geschickten Gesprächstaktik an sich und denken, dass ihr Gedächtnis sie im Stich lässt und bitten dann doch die vermeintlichen Bekannten in die Wohnung.

 

Der Glas-Wasser-Trick

Jemand steht vor der Wohnungstür, täuscht einen Schwächeanfall vor und bittet um ein Glas Wasser. Der Glas-Wasser-Trick wird meist von Frauen ausgeübt. Sie täuschen mitunter Übelkeit, Arzneimitteleinnahme oder auch Schwangerschaft vor. In dem Augenblick, wo die Wohnungsinhaberin dann das Glas Wasser aus der Küche holt, schlüpft ein Komplize, der einen Treppenabsatz tiefer gewartet hat, in die Wohnung und sucht im Schlafzimmer nach Wertgegenständen.

 

Der Zettel-Trick

Hier wollen die Gauner für einen angeblich nicht angetroffenen Nachbarn eine Nachricht hinterlassen und fragen nach Schreibzeug und Papier. Während das Opfer die benötigten Utensilien aus dem Wohnzimmer holt, sucht währenddessen auch hier ein Komplize bereits das Schlafzimmer nach Geld- oder Wertgegenständen durch oder entwendet im Küchenschrank aus der Kaffeetasse das Haushaltsgeld. Mitunter drängen die Täter aber auch auf eine Schreibgelegenheit in der Wohnung und bitten das Opfer, eine Nachricht zu schreiben.

 

Der Blumen- oder Geschenkabgabe-Trick

Auch hier wollen die Trickbetrüger für einen nicht angetroffenen Nachbarn Blumen oder Geschenke abgeben. Drängen dann darauf, die Blumen selbst zu versorgen oder bitten unter Umständen auch um eine Vase mit Frischwasser, weil man den Nachbarn vor deren Wohnungstür zur Begrüßung Blumen hinstellen wolle.

 

Der Lederjacken-Trick

Betroffen sind hier meist ältere Männer. So schildert ein ehemaliger Arbeitskollege oder ein Bekannter aus früheren Zeiten, dass er sich in eine finanzielle Notlage befinden würde. Aus welchem Grund auch immer, er benötigt dringend Geld, meist Summen ab 500 EUR aufwärts. Natürlich möchte er das Geld nicht geschenkt. Als Gegenleistung bietet er angeblich seine hochwertige Lederjacke an, die sich im nach hinein als billiger Ramsch herausstellt.

 

Der Falsche Stadtwerker

Neu ist dieser Trick nicht, aber leider immer noch sehr erfolgreich. Auch hier geht es den Gaunern, die sich als Stadtwerker ausgeben, nur darum, sich Zugang zur Wohnung zu verschaffen, um dann Wertsachen mitgehen zu lassen. Sie geben sich dabei als Ableser der Zählerstände für Strom, Erdgas, Wasser, Nah- und Fernwärme aus.

In aller Regel befinden sich die Zähler jedoch im Hausflur oder im Keller und somit ist die Wohnung tabu. Doch Kriminelle, die sich als Stadtwerker ausgeben, agieren mit den verschiedensten Tricks. Beispielsweise geben sie vor, sie müssten sich den Wasserhahn in der Küche oder im Bad anschauen. So lenken sie den Wohnungsinhaber ab und während sie sich gemeinsam des Wasserhahnes annehmen, betritt ein Komplize durch die offen gelassene Tür die Wohnung und stiehlt etwas.

Manchmal geben sich die Kriminellen auch als Ableser der Heizkostenverteiler aus. Da manche Stadtwerke mit ihren Kunden auch Verträge zu Heiz- und Nebenkostenabrechnung abgeschlossen haben, wird hier nur sehr selten Verdacht geschöpft. In diesen Fällen, sollten sich die Wohnungsinhaber aber auf jeden Fall den Ausweis des Ablesers zeigen lassen.

Kein echter Ableser der Stadtwerke wird das persönlich nehmen. Auf dem Dienstausweis ist auch der Name des Mitarbeiters vermerkt. Sollte ein Kunde immer noch unsicher sein, kann er sich umgehend bei den Stadtwerken telefonisch melden und nachfragen, ob tatsächlich der Messdienstmitarbeiter mit dem Namen "X" unterwegs sei. Dabei sollte aber darauf geachtet werden, dass sich der Kunde die Telefonnummer selbst raussucht, währenddessen die Tür geschlossen hält, und sich auf keinen Fall die Telefonnummer vom Ableser geben lässt.

Ein weiterer beliebter Trick falscher Ableser ist, dass sie direkt an der Wohnungstür eine Nachzahlung einfordern. Oder sie stellen eine Rückzahlung in Aussicht, hätten aber den Betrag nicht passend. Gibt man ihnen das Wechselgeld, erhält man eine gefälschte Geldnote. Grundsätzlich gilt, dass ein Ableser nur die Zählerstände abliest und mit dem Zahlungsverkehr überhaupt nichts zu tun hat.

 

Der Wechselgeld-Trick

Bevorzugt angesprochen werden wieder ältere Leute, die sich nicht mehr so schnell bewegen können und/oder auch nicht mehr so gut sehen. Meist sprechen die Täter einen darauf an, ob man einen Schein oder jene Münze wechseln könnte. Wenn die Angesprochenen dann ihre Geldbörse zücken, werden sie erst abgelenkt und dann greift der Trickbetrüger ungeniert ins Portemonnaie.

 

Der Versprochene Gewinn

Hier rufen Unbekannte euphorisch an und berichten von unverhofften Gewinnen und wollen auf diesem Wege nur an die Kontodaten der Angerufenen kommen, damit die angeblichen Gewinne dorthin verbucht werden können. Tatsächlich wird später aber nichts aufs Konto gebucht, sondern vielmehr abgebucht. Meist handelt es sich dabei um kleinere Beträge, die aber dann wiederholt über eine lange Zeit abgebucht werden.

 

Der Geld-Aufbewahrungs-Trick

Vorsicht ist auch geboten, wenn angebliche Verwandte oder Bekannte vor der Tür stehen und bitten, zum Beispiel wegen Urlaubs, ihr Erspartes während ihrer Abwesenheit sicher zu verwahren. Natürlich ist es bei den eigenen Ersparnissen am sichersten. Kennt der Betrüger aber erstmal das persönliche Geldversteckt, bestiehlt er das Opfer oft sogar unbemerkt.

 

Der Tragetaschen-Trick

Hilfsbereiten und sympathisch wirkenden Menschen gelingt es auch auf offener Straße gutgläubige Senioren für sich zu gewinnen. So ist ein vermeintlicher Helfer vom Tragen einer schweren Tasche in die Wohnung mit Vorsicht zu begegnen. Auf keinen Fall sollte man selbst fremden Helfern den Zutritt zur eigenen Wohnung gestatten.

 

Lesen Sie in einer unserer nächsten Ausgaben wie sich ältere Personen vor den Machenschaften der Gauner schützen können.